Wir freuen uns, dass wir mit Esther Sabelus’ Buch “Die weiße Sklavin”, einen neuen Titel in unser Programm aufgenommen haben. Das Buch “Die weiße Sklavin” beschäftigt sich mit dem Phänomen der “white slavery”, das um 1900 herum in Deutschland als “internationaler Mädchenhandel” thematisiert wurde. Die Autorin Esther Sabelus fragt danach, wie die Verführung oder gewaltsame Entführung von jungen Frauen zum Zweck der Prostitution zu einem der populärsten Themen der Massenkultur dieser Zeit werden konnte.
In ihre kulturgeschichtliche Analyse bezieht die Absolventin der Humboldt-Universität daher nicht nur Polizeiakten, sondern ebenso Schundromane, Spielfilme oder die Reformliteratur der Frauenbewegung mit ein. Sie zeigt in eindrucksvoller Weise, wie die Verbindung von Sex and the City – von Sexualität und Großstadt – zu einem kulturellen Topos wurde, der noch auf etwas ganz anderes als tatsächliche Verbrechen verweist.
In der Erzählung über die Gefahr, als unschuldiges Mädchen vom Lande in der Großstadt entführt zu werden, stecken die Themen und Ängste dieser Zeit: das Unbehagen an den Veränderungen des modernen Lebens, die Angst vor dem Alleinsein in einer Epoche zunehmender Individualisierung, die Erfahrung der Anonymität in einer sich globalisierenden Millionenstadt sowie die berufliche und sexuelle Emanzipation der Frau.
In der Figur der “weißen Sklavin” verdichten sich die Gegensätze von Hell und Dunkel, Frau und Mann, Eigenem und Fremdem, Land und Stadt, Selbstbestimmtheit und Zwang. Esther Sabelus gelingt es, diese Dimensionen quellenreich zu erhellen und zu einem anschaulichen Gesamtbild zusammenzuführen.