Indiebookday der unabhängigen Verlage
Ein bisschen ist es wie Murmeltiertag: Heute ist wieder #Indiebookday ! Diese großartige Idee vom Hamburger mairisch verlag, geht heute in die dritte Runde – und damit ist es der Beginn einer Tradition. Das Ziel dieser Aktion ist – wie der Titel nahelegt – kleine, unabhängige Verlage bekannter zu machen und zu unterstützen, in dem Ihr in der Buchhandlung Eures Vertrauens (natürlich einer möglichst kleinen und unabhängigen Buchhandlung) ein Buch aus einem Indieverlag kauft: Danach postet Ihr ein Foto des Covers, des Buches, oder Euch mit dem Buch (oder wie Ihr möchtet) in einem sozialen Netzwerk (Facebook, Twitter, Google+) oder einem Blog Eurer Wahl mit dem Hashtag #Indiebookday. Je mehr mitmachen, desto größere Aufmerksamkeit gibt es für Konzernunabhängige Verlage.
Also: Rein die Buchhandlung Eures Vertrauens, ein schönes Buch ausgesucht und die sozialen Netzwerke mit Selfies vom #Indiebookday geflutet!
#Indiebookday: Woran ist ein unabhängiger Verlag zu erkennen?
Es ist gar nicht so einfach, einen Indieverlag zu erkennen. Diesmal stelle ich zum Beispiel Bücher vor, die aus größeren Verlagen stammen, die wahrscheinlich ein Kriterium reißen, das die Kurt-Wolff-Stiftung für Indieverlage festgelegt hat, den Jahresumsatz. Aber wer weiß das schon so genau. Daher ist meine Definition ein bisschen breiter angelegt: Wenn sich die Verlage in Halle 5 der Buchmesse in Leipzig präsentieren, dann gehören sie zumindest nicht zu den ganz großen der Branche.
#Indiebookday + Panama Verlag
Wenn Ihr ganz sicher gehen wollt, dass Ihr ein Buch aus einem Indieverlag kauft, dann würde ich unser Verlagsprogramm nahe legen. Wir zumindest erfüllen fast alle Kriterien für einen unabhängigen Verlag:
– konzernunabhängig | check
– allgemeines Programm aus den Bereichen Literatur und Sachbuch | check
– kein Druckkostenzuschussverlag | ein bisschen check
– regelmäßig erscheinendes Programm | check
– nennenswerte Produktion (mindestens 4 Titel pro Jahr) | check – wir produzieren gerade unsere Verlagsvorschau, in diesem Jahr haben wir wenigstens 6 neue Titel!
– mindestens zwei Jahre am Markt | check – wir feiern 10jähriges 🙂
– Bücher mit ISBN | check
– professionelle Auslieferung | check
– Mitglied im Börsenverein des deutschen Buchhandels | sind wir nicht, überlegen aber immer mal wieder, ob wir nicht eintreten sollten
– mit Verkehrsnummer | haben wir nicht, weil wir nicht im Börsenverein sind
– bei den Barsortimenten vertreten | check
– Website | check
– Jahresumsatz von unter 5 Mio. Euro | leider immer noch sowas von check
Panama Verlag empfiehlt zum #Indiebookday
Wir waren in diesem Jahr wieder bei der Buchmesse in Leipzig – leider nicht mit einem eigenen Stand, aber doch zumindest zu Besuch. Wie immer planen wir für das kommende Jahr wieder einen eigenen Stand – wir werden sehen. Zumindest aber habe ich bei Büchern wieder zugeschlagen. Unser Beitrag zum #Indiebookday sieht also wie folgt aus:
Empfehlung 1: Die Welt im Licht | Panama Verlag
Unbedingte Empfehlung: Unsere jüngste Erscheinung: “Die Welt im Licht. Kino im Berliner Osten 1900–1930”. Dieses Buch ist einfach großartig – und das schreibe ich nicht, weil wir es verlegt haben.
Esther Sabelus und Jens Wietschorke versammeln in diesem Buch Studien der frühen Sozialforschung zum Kino in Berlin, die davon erzählen, wie Affen, zweibeinige Wunderhunde oder tätowierte Damen zum Besuch in die Lichtspielhäuser einluden, wie Kino-Erklärer die Besucher mit einer bildgewaltigen Sprache in die Filme einführten und wie das Publikum rauchend, trinkend und lautstark mit dem Geschehen auf der Leinwand mitfieberte. Den beiden Autoren gelingt es, uns als Leser in diese faszinierende Welt greller Lichtreklamen, strahlender Filmpaläste und dunkler Hinterhofkaschemmen einzuführen, die mit dem heutigen Kino nicht mehr viel gemeinsam hat.
Ich kann jetzt schon einmal ankündigen, dass wir im Frühling/Sommer zusammen mit den Autoren Panama Spaziergänge veranstalten, in denen wir die Orte der frühen Kinos gemeinsam entdecken und erwandern werden. Das wird eine ganz neue Berliner Stadttour werden! Ausführliche Informationen zu “Die Welt im Licht” beim Panama Verlag.
Empfehlung 2: Die Bibel für Ungläubige | Verlag Antje Kunstmann
Der Titel des Buches hat mich angesprochen, zugleich trifft er den Inhalt aber nicht so richtig. Das liegt ein wenig daran, dass sich der Inhalt nicht wirklich an eine bestimmte Zielgruppe – nämlich die Ungläubigen – richtet. Wer bei diesem Buch eine satirische Abhandlung oder eine Kritik der Bibel erwartet, wird enttäuscht sein. Der Autor Guus Kuijer sieht sich eher als ein Erzähler, der die Geschichten der Bibel mit einer Portion Zweifel, Widerspruch und Ungehorsam versieht, dabei aber liebevoll mit den Figuren und ihrer Welt umgeht.
Und so beginnt das Buch, wie die Welt begonnen hat: mit einem Wort: “Es war ein Wort, das mit einfach so in den Sinn kam, ohne jeden Zusammenhang. Und das Wort war
G O T T
Eigentlich war es ein völlig belangloses Wort, aber es sprach mich an. Es strahlte Kraft aus, auch wenn es nichts bedeutete und einfach nur so herumstand. Da dachte ich: So hat alles angefangen. Als noch nichts da war, gab es ein Wort, das sehr stark war, aber nichts bedeutete und einfach so herumstand. Darum gab ich dem Wort Augen, Ohren, Hände und Füße. Als Gott erstmal aus den Augen gucken konnte, dachte er: Ich sehe nichts. Weshalb soll ich gucken, wenn da nichts ist?”
Für mich ist das Buch eine der schönsten Neuentdeckungen in diesem Frühjahr, das in seiner Art so wunderbar geschrieben ist, dass wir es als Gutenachtgeschichte gerade den Kinder vorlesen (die sich bei der Bibel ehrlich gesagt ein wenig gelangweilt haben).
Ausführliche Informationen beim Verlag Antje Kunstmann.
Empfehlung 3: Der Tastenficker | Schwarzkopf und Schwarzkopf
Bei diesem Buch treffen für mich zwei Dinge aufeinander. Zum einen bin ich dem Verlag eng verbunden, da ich bei Oliver Schwarzkopf das Büchermachen (und einiges mehr) gelernt habe. Damals haben Daniel Spitzer und ich die Bücher noch belichtet, dann wurden die Filme geschnitten und nach einem letzten Korrekturgang in großen Paketen zur Druckerei geschickt. Ja, das war die Zeit nach dem Bleisatz.
Zum anderen ist Flake nicht nur Keyboarder der Combo “Rammstein”, deren Musik ich in den 90er Jahren vor allem beim Zocken von Egoshootern inhaliert habe, sondern war bereits vorher bei “Feeling B” aktiv. Als ich “Wir wollen immer artig sein” bei einem Freund das erste Mal hörte, war das für mich der Beginn einer ganz wundervollen Zeit mit den Punks am Kollwitzplatz – auch wenn ich da immer noch ganz schön artig war.
Flake hat nun seine Autobiografie geschrieben, zumindest den Teil, an den er sich zu erinnern meint. Er ist sich da selbst nicht so ganz sicher. Ich habe gerade erst mit dem Lesen begonnen und mag aber bereits jetzt schon die Art der Schreibe. Es geht Flake nicht um die Niederschrift eines Vermächtnisses, nicht darum, sich als einer der erfolgreichsten Musiker darzustellen. Vielmehr ist der Ton selbstironisch und die Erzählweise – was ich sehr mag – sprunghaft. Flake hat eher einen Roman über einen hypochondrischen Jungen geschrieben, der nicht so richtig weiß, wie er zu Ruhm gekommen ist und diesem gegenüber auch skeptisch bleibt. Punx not dead!
P.S. was so richtig fies ist: Die Bücher sind handsigniert und nummeriert, ich will nicht die Höhe der Auflage und die Stunden des Signierens wissen.
Ausführliche Informationen bei Schwarzkopf und Schwarzkopf.
Empfehlung 4: Es passierte | secession
“Stell Dir vor Woody Allen macht in der 70er Jahren einen Porno mit Martin Heidegger.” Manchmal sind es die einfachen Gespräche am Buchmessestand, die mich zum Kauf eines Buches bringen. Ich hab noch nicht reingelesen, freue mich aber auf die Lektüre!
Ausführliche Informationen beim secession Verlag.